Meine Safari – Drei Tage im Paradies

Von Solomon Herring

Übersetzt von Beate Hoidn

Schon als kleiner Junge hatte ich den Traum, eines Tages auf eine Safari nach Afrika zu gehen, um die endlosen Ebenen mit wilden Tieren zu besuchen.

Ich schaute mir endlose Dokumentationen von Animal Planet und National Geographic an und sehnte mich nach den endlosen Savannen von Ostafrika. Endlich, nach vielen Jahren des Wartens, bot sich die Gelegenheit tief in die tansanische Wildnis zu reisen, und einige der unberührten Naturlandschaften der Welt zu erkunden. Ich hatte das Glück drei Tage und zwei Nächte den Serengeti-Nationalpark und das Ngorongoro Schutzgebiet zu erkunden und die beiden die Wahrzeichen Tansanias mit ihrer natürlichen Schönheit mit eigenen Augen zu erleben. Meine Zeit an diesen beiden Orten übertraf alle Erwartungen, da ich alle Big Five mit eigenen Augen sehen konnte.

Zum Glück unternahm ich diese Reise nicht alleine, sondern konnte diese Erfahrung mit vier guten Freunden teilen, die ebenfalls als Freiwillige über Viva Tanzania hier in Arusha sind.

Unser Abenteuer begann um 7:30 Uhr morgens, als wir von unserem Guide im Hostel abgeholt wurden. Die Fahrt von Arusha zum Serengeti-Nationalpark dauerte sechs Stunden, doch beim Anblick der spektakuläre Naturkulisse, verflog die Zeit sehr schnell.

Wir fuhren vorbei am Lake Manyara Nationalpark und der Ngorongoro Conservation Area, zwei spektakuläre Naturwunder. Leider konnten wir nicht viel vom Krater sehen, da er von einer dicken Nebelwolke bedeckt war. Dennoch, sobald wir uns vom Krater entfernt hatten, war die Aussicht einfach atemberaubend.

Nach vier Stunden pausenloser Fahrt begann mein Magen zu grummeln. Zum Glück hielten wir zum Mittagessen im Ngorongoro Conservation Gebiet und machten ein Picknick im Busch. Während der leckeren Mahlzeit hatten wir Gesellschaft von einer Herde Zebras. Das war das erste Mal, dass ich diese schönen Tiere in freier Wildbahn gesehen habe und es war traumhaft, sie gleich während des Essens in einer so großen Herde zu sehen. Als wir unsere Mahlzeit beendet hatten, fuhren wir weiter durch das Ngorongoro-Schutzgebiet bis wir den Serengeti National Park erreichten. Vor uns lag eine endlose Ebene, soweit das Auge reichte gefüllt mit unzähligen Herden von Antilopen und Zebras.

Die Landschaft war für mich der Inbegriff der afrikanischen Savanne, offene Felder, vereinzelt besetzt von Akazienbäumen. Je weiter wir in die Serengeti vordrangen, umso spärlicher wurde der Baumbestand, schließlich waren fast alle Bäume verschwunden. Wir waren umgeben von Grasland, soweit das Auge reichte und wir konnten wirklich verstehen, warum die Massai diesen Ort als „die endlose Ebene“ bezeichnen. Schließlich öffneten wir das Dach des Safarifahrzeugs und begannen die erste von vielen weiteren Pirschfahrten.

Die Serengeti ist die Heimat vieler Wildtiere, und wir trafen sofort auf große Herden von Antilopen, Giraffen, schillernden Zebras.  Diese Tiere sind ein häufiger Anblick in der Serengeti. Die Suche nach Löwen, Nashörnern, Geparden, Elefanten und Leoparden erfordert allerdings ein hohes Maß an Geduld. Das macht es noch lohnender, wenn man diese majestätischen Tiere endlich entdeckt hat. Wir hatten das Glück, schon nach einer Stunde Pirschfahrt auf ein Löwenrudel zu stoßen und parkten unser Auto weniger als drei Meter von ihnen entfernt. Nun endlich saß ich dem König des Dschungels von Angesicht zu Angesicht gegenüber. So lange hatte ich mich danach gesehnt. Wir waren auf ein großes Rudel gestoßen, denn vier ausgewachsene Löwen umrundeten unser Safarifahrzeug. Diese großen Tiere, die durchaus in der Lage wären, mich und meine Freunde in Fetzen zu reißen und uns zum Mittagessen zu verspeisen, verbrachten die meiste Zeit damit im Gras zu liegen. Nachdem wir das Löwenrudel fast dreißig Minuten beobachtet hatten, setzten wir unsere Pirschfahrt fort und erreichten schließlich unseren Zeltplatz.

Überraschenderweise gab es keine anderen Gäste auf dem Zeltplatz und so campierten wir völlig allein im Herzen der Serengeti. Nachdem wir unser Lager aufgeschlagen hatten, machten wir ein Lagerfeuer und genossen ein sehr schönes Abendessen. Aufgrund der Tatsache, dass wir am nächsten Morgen um 5:30 Uhr aufstehen mussten, waren wir alle gegen 21:00 Uhr im Bett.

Am nächsten Morgen wachten wir auf, bevor die Sonne aufging, und die extreme afrikanische Hitze war völlig verschwunden. Ich verließ schnell mein Zelt und schenkte mir eine heiße Tasse Kaffee ein, verzichtete aber bei fünfzehn Grad auf eine kalte Dusche. Nach einem schnellen Frühstück begaben wir uns auf eine weitere Pirschfahrt und erlebten den Sonnenaufgang über den weiten Ebenen der tansanischen Savanne. Es überrascht nicht, dass wie weiterhin endlos viele Herden von Zebras und Giraffen,  Gnus und Büffel sahen. Der Sonnenaufgang über der Serengeti war atemberaubend, und wir beobachteten ehrfürchtig wie das Magenta des Morgenhimmels die endlose grüne Ebene beleuchtete. Der Anblick war so überwältigend, dass ich mich öfter fragte, ob ich wachte oder träumte.

Es dauerte nicht lange, bis wir ein weiteres Löwenrudel entdeckten und diesmal hatten wir das Glück, sie beim Fressen zu erwischen. Wir beobachteten voller Ehrfurcht, wie sich zwei Löwenjunge um ein kleines Stück Gazelle stritten, als ob sie menschliche Geschwister wären.

Löwen waren nicht die einzigen Großkatzen, die uns auf dieser Pirschfahrt begrüßten, denn bald sahen wir einen Geparden, der nur fünf Meter von unserem Fahrzeug entfernt lag. Nachdem wir noch weitere Löwenrudel gesehen hatten, fuhren wir weiter durch die endlosen Ebenen der Serengeti. Der Reichtum an Wildtieren war so beeindruckend, dass wir schließlich den Punkt erreichten, an dem das Sichten einer Schar von Zebras von geringer Bedeutung war. Wir fuhren weiter über ausgefahrene Feldwege, während unser Fahrer mit anderen Reiseführern kommunizierte und versuchte, einen Ort zu finden, an dem wir auf etwas wirklich Außergewöhnliches stoßen würden. Schließlich nach einer Stunde fanden wir diese Stelle. Wir hatten das Glück einem Leoparden zu begegnen, der es sich auf den Ästen eines Akazienbaumes bequem gemacht hatte. Doch im Gegensatz zu den meisten, die dieses scheue Tier nur aus der Ferne zu sehen bekommen, waren wir nur vier Meter von ihm entfernt. Wir hatten den Safari-Jackpot geknackt, denn der Leopard gehört zu den beliebtesten, aber am schwersten zu sichtenden Tieren auf Safari. Und dass wir nun sagen konnten, den Leoparden in unmittelbarer Nähe gesehen zu haben, ist etwas ganz Besonderes. Und dass wir den Leoparden bereits am zweiten Tag unserer Safari sahen, zeigt, wieviel Glück wir hatten. Inzwischen war es an der Zeit, wieder zu unserem Camp zurückzukehren, um ein Mittagessen zu genießen. Auf dem Weg dorthin hatte ich das Glück, endlich mein beliebtestes afrikanisches Tier zu sichten: den afrikanischen Elefanten. Nur fünfzehn Minuten von unserem Camp entfernt stießen wir auf eine Gruppe von mehr als zehn Elefanten. Elefanten sind majestätische Wesen. Sie sind sehr intelligent und sehr empathisch. Sie kümmern sich mit außergewöhnlichem Engagement um das Wohl aller Mitglieder der Elefantenfamilie. Die Tiere der Serengeti sind so beeindruckend, Elefanten, Zebras, Löwen, Büffel und sie alle aus der Nähe in Freiheit sehen zu können, war wirklich spektakulär. Wir kehrten zurück zu unserem Campingplatz, nachdem wir bereits vier der Big Five gesehen hatten und wir hatten noch viele Abenteuer vor uns.

Nachdem wir unser leckeres Mittagessen beendet hatten, packten wir wieder unsere Taschen und machten uns auf den Weg zurück zum Ngorongoro Krater. Die Rückfahrt war wieder atemberaubend, obwohl wir diese Orte zuvor schon unzählige Male gesehen hatten. Es dauerte eineinhalb Stunden bis wir die Grenze zwischen Serengeti Nationalpark und Ngorogoro Schutzgebiet und eine weitere Stunde bis wir unseren Campingplatz am Rande des weltgrößten geschlossenen Vulkankraters erreichten. Wir campierten hoch oben in den Bergen und die Aussicht auf den Krater war bemerkenswert. Ich fühlte mich, als wäre ich im Jurassic Park und nicht in der Serengeti. Diesmal waren wir nicht die einzige Gruppe auf dem Campingplatz und so konnten wir den Abend mit anderen „Mzungu“ Touristen verbringen. Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut hatten, saßen wir bei Tee, Kaffee und Ingwerkeksen zusammen, als ich die aufregendste Erfahrung der ganzen Safari machte. Aus dem Augenwinkel sah ich einen großen grauen Schatten. Ich drehte mich um und erblickte einen Elefanten. Er stand nicht mehr als einen Meter entfernt von dem Gebäude, in dem wir wohnten. Ich versuchte die ganze Gruppe auf ihn aufmerksam zu machen, aber im gleichen Moment erreichten neue Gäste das Camp. Ich rannte also zum Haupteingang vor dem der Elefant gerade stand. Ich passte aber auf, dass ich nicht mehr als einen Schritt von der Türe entfernt war, um rechtzeitig in Sicherheit zu sein, falls der Elefant anfangen sollte mich zu jagen. So stand ich dem Elefanten, dem größten Landtier der Welt, ohne Zaun oder sonstige Barriere gegenüber. Das war surreal. Der Elefant hatte die Größe eines SUV, mit langen Stoßzähnen aus Elfenbein, die sich wie lange scharfe Krummsäbel von seinem Kopf ausstreckten. Ich fühlte mich diesem Riesenkoloss gegenüber so winzig klein, wie eine Fliege an einer Schlafzimmerwand. Ich starrte auf den Riesen als er vor mir stand und plötzlich laut trompetete, dass es überall widerhallte. Nun war auch der letzte im Campingplatz über seine Anwesenheit informiert. Er war nur wenige Schritt entfernt von den auf aufgebauten Zelten, was diejenigen, die sich gerade in ihren Zelten befanden dazu brachte, um ihr Leben zu rennen. Der Elefant fing an sich durch unseren mit Glas, Plastik und Papier gefüllten Mülleimer zu wühlen, auf der Suche nach einem kleinen Happen. Er wühlte mit seinem Rüssel darin herum, begann den Mülleimer wie eine Stoffpuppe hin- und herzuschwingen und leerte ihn schließlich ganz. Es war nicht überraschend zu sehen, dass so ein intelligentes Tier den Mülleimer ganz leeren und sich die besten Stücke herauspicken konnte. Dreißig Minuten lang beschäftigte sich der Elefant mit unserem Müll, der aber bei weitem nicht ausreichte, seinen unersättlichen Appetit zu stillen.

Die Begegnung mit diesem einsamen Elefanten war definitiv der Höhepunkt unserer Safari und das Hauptgesprächsthema für den Rest des Abends.  Es ist etwas anderes, einem Elefanten zu Fuß oder im Safarifahrzeug gegenüberzustehen. Erst wenn man ihm zu Fuß gegenübersteht, wird man sich des vollen Ausmaßes seiner Größe, Kraft und Stärke bewusst. Nach endlosen Erzählungen über die Erfahrungen während unserer Safari und einem weiteren guten Abendessen, gingen ich und meine Freunde zurück ins Zelt, um zu schlafen. Der Nachthimmel war atemberaubend. Über uns unendlich viele Sterne, die wie die Lichter an einem Weihnachtsbaum den Nachthimmel erhellten.

Die ganze Nacht wurde ich immer wieder von den Rufen der Büffel und Hyänen geweckt, die unseren Campingplatz durchquerten. Um 5h45 bin ich dann aufgestanden, draußen war es noch stockdunkel. Wir hatten ein schnelles Frühstück und machten uns noch in der Dunkelheit auf den Weg zum Ngorongoro Krater. Mit der Sonne erreichten wir den Boden des Kraters. Hier wurden wir sofort von unzähligen Zebras, Gazellen, Gnus und Büffeln begrüßt. Auch hier kommen sie in großen Mengen vor. Der Krater selbst ist unglaublich atemberaubend. Das 264qm große Wald- und Grünland ist umgeben von 600m hohen Abhängen, der Kaldera. Innerhalb des Kraters gibt es ein eigenes Ökosystem, und ich habe mich oft gefragt, wie all diese Tiere ihren Weg an diesen Platz gefunden haben.

Anders als in der Serengeti, wo Flusspferde, das gefährlichste Tier der afrikanischen Wildnis, ihren Aufenthalt tagsüber auf das Wasser beschränken müssen, durchstreifen sie aufgrund des kühlen Klimas im Ngorongoro Krater die Grasflächen im Sonnenlicht. Wir beobachteten viele Flusspferde beim Fressen des Grases am Boden des Kraters. Wir sahen Löwenrudel um Löwenrudel, die in der Grasebene ein Sonnenbad nahmen und sich ausruhten. Trotz dieser Fülle an Tieren, die wir bisher gesehen hatten, fehlte noch eines auf unserer Liste. Das Spitzmaulnashorn. Nashörner gehören wegen Ihres Horns zu den am meisten gefährdeten Tieren in Afrika. Deshalb ist es ein Segen, eines in freier Wildbahn zu sehen. Stundenlang suchten wir in fast jeder Ecke des Kraters nach ihnen.  Dann, nach vier Stunden, hatten wir endlich Glück! Abrupt bremste unser Fahrer am Rand eines großen Waldes ab und schaute durch sein Fernglas. Aufmerksam blickte er minutenlang in die gleiche Richtung, um uns schließlich zu erzählen, dass er ein Nashorn gesichtet hat. Ich starrte aufgeregt und angestrengt in die gleiche Richtung, aber konnte nur einen grauen Fleck ausmachen. Selbst durch das Fernglas erkannte ich wenig mehr als die Form seines Horns. Eigentlich sah es genauso aus wie ein Büffel. Jedoch, als ich auf der Kamera unseres Gruppenfotografen, einem Workaway-Freiwilligen namens Kibala das Bild sah, war ich sicher: das Tier, das ich soeben erspäht hatte, war ein Nashorn. Wir starrten eine weitere halbe Stunde in Richtung Nashorn und machten uns dann auf den Weg zurück zum Campingplatz und nach dem Mittagessen machten wir uns fertig für unsere dreieinhalbstündige Rückfahrt nach Arusha. Die Zeit verfliegt, während man auf Safari ist, deshalb ist es besonders wichtig, jeden einzelnen Moment ganz intensiv zu schätzen.

Auf unserer Fahrt vom Campingplatz zum Rand des Ngorongoro Kraters machten wir Halt an einem spektakulären Aussichtspunkt und diesmal war der Himmel klar, so dass wir einen besonders schönen Panoramablick über den gesamten Krater genießen konnten. Ich starrte mindestens fünfzehn Minuten über den Krater und am liebsten wäre ich gleich dortgeblieben und hätte auf den Sonnenuntergang gewartet, aber wir mussten vor Einbruch der Dunkelheit zurück in Arusha sein.

Alles in allem gehören meine drei Tage auf Safari mit zu den unvergesslichsten Momenten meines Lebens. Ich habe eine natürliche Schönheit gesehen, die ihres gleichen fast überall auf der Welt sucht. Ich konnte endlich diese majestätischen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung in der afrikanischen Savanne erleben. Wer nach Afrika reist, wird Erfahrungen machen, die er nur hier machen kann und eine Safari ist wirklich das Sahnehäubchen auf einem besonders guten Kuchen. Ein Besuch der Serengeti, des Ngorongoro Kraters, und andere Naturwunder hat wohl fast jeder auf seiner Wunschliste. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich diese Naturwunder erleben durfte, und diese magischen Erinnerungen werde ich zweifellos für den Rest meines Lebens behalten.